DIN VDE 0100 – Die allgemein anerkannten Regeln der Technik

Die DIN VDE 0100 gehört zu den zentralen Berufsnormen eines Elektroinstallateurs. Diese Norm regelt das „Errichten von Niederspannungsanlagen“ mit 1.000 Volt Wechselspannung oder 1.500 Volt Gleichspannung. Sie hat eine sehr breite Anwendungsbasis (beispielsweise landwirtschaftliche Flächen und Jahrmärkte), wobei für die breite Masse die Bestimmungen zu Wohnhäusern, öffentlichen Gebäuden und Baustellen am relevantesten sind. Die Normenreihe DIN VDE 0100 ist dabei äußerst komplex und unterliegt durch die europäische Harmonisierung fortlaufender Anpassungen. Elektriker müssen sich entsprechend in Bezug auf diese grundlegende Norm ständig fortbilden.

DIN-VDE-0100

Inhaltsverzeichnis

VDE 0100: 8 Gruppen

Die DIN VDE 0100 besteht aus insgesamt acht Gruppen, welche unterschiedliche Bereiche abdecken:

  • Die VDE 0100-100 definiert die allgemeinen Anforderungen sowie den Anwendungsbereich.
  • Die Gruppe 200 definiert die Begriffe elektrischer Anlagen von Gebäuden.
  • VDE 0100-300 umfasste allgemeine Angaben zur Planung elektrischer Anlagen, wurde jedoch mittlerweile in die Gruppe 100 überführt.
  • Die beiden Gruppen 400 „Schutzmaßnahmen“ und 500 „Auswahl und Einrichtung elektrische Betriebsmittel“ sind von besonderer Bedeutung für Privatpersonen, da sie „normale“ Anlagen, also Wohnstätten, behandeln.
  • Die VDE 0100-600 behandelt Prüfungen.
  • Die Gruppe 700 befasst sich mit „Betriebsstätten, Räumen und Anlagen besonderer Art“. Bei letzterer Gruppe geht es zum einen um äußere Einwirkungen auf die Anlagen, wie beispielsweise Staub, Feuchtigkeit und mechanische Beanspruchung und zum anderen um Auswirkungen der Anlage auf die Umgebung (bspw. Brandgefahr und leitfähige Umgebung). Gemeint sind zum Beispiel Becken von Schwimmbädern (Teil 702), medizinisch genutzte Bereiche (Teil 710) und „vorübergehend errichtete elektrische Anlagen für Aufbauten, Vergnügungseinrichtungen und Buden auf Kirmesplätzen, Vergnügungsparks und für Zirkusse“ (Teil 740).
  • In Gruppe 800 wird zu guter Letzt die Errichtung von Niederspannungsanlagen aufgeführt.

Übersicht der Teile der DIN VDE 0100

Klicken Sie für eine genaue Beschreibung aller Bestandteile der DIN VDE 0100 auf die einzelnen Gruppen. 

  • Teil 100:  Allgemeine Grundsätze, Bestimmungen allgemeiner Merkmale Begriffe
  • Teil 200: Elektrische Anlagen von Gebäuden – Begriffe
  • Ehemals: Bestimmungen allgemeiner Merkmale
  • Teil 410: Schutz gegen elektrischen Schlag
  • Teil 420: Schutz gegen thermische Auswirkungen
  • Teil 430: Schutz bei Überstrom
  • Teil 440: Schutz gegen Überspannung
  • Teil 442: Elektrische Anlagen von Gebäuden – Schutz bei Überspannungen – Schutz von Niederspannungsanlagen bei Erdschlüssen in Netzen mit höherer Spannung
  • Teil 443: Schutz bei Störspannungen und elektromagnetischen Störgrößen – Schutz bei Überspannungen infolge atmosphärischer Einflüsse oder von Schaltvorgängen
  • Teil 444: Schutz bei Störspannungen und elektromagnetischen Störgrößen
  • Teil 450: Schutz gegen Unterspannungen
  • Teil 460: Trennen und Schalten
  • Teil 482: Auswahl von Schutzmaßnahmen – Brandschutz bei besonderen Risiken oder Gefahren
  • Teil 510: Allgemeine Bestimmungen
  • Teil 520: Kabel- und Leitungsanlagen
  • Teil 530: Schalt- und Steuergeräte
  • Teil 534: Trennen, Schalten und Steuern – Überspannungs-Schutzeinrichtungen (ÜSE)
  • Teil 537: Schalteräte und Steuergeräte – Geräte zum Trennen und Schalten
  • Teil 540: Erdungsanlagen, Schutzleier und Schutzpotenzialausgleichsleiter
  • Teil 550: Steckvorrichtungen, Schalter und Installationsgeräte
  • Teil 551: Andere Betriebsmittel – Niederspannungs-Stromversorgungsanlagen
  • Teil 557: Hilfsstromkreise
  • Teil 559: Andere elektrische Betriebsmittel – Leuchten und Beleuchtungsanlagen
  • Teil 560: Einrichtungen für Sicherheitszwecke
  • Teil 610: Prüfungen
  • Teil 701: Räume mit Badewanne oder Dusche
  • Teil 702: Becken von Schwimmbecken und anderen Becken
  • Teil 703: Räume und Kabinen mit Saunaheizungen
  • Teil 704: Baustellen
  • Teil 705: Elektrische Anlagen von landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betriebsstätten
  • Teil 706: Leitfähige Bereiche mit begrenzter Bewegungsfreiheit
  • Teil 708: Caravanplätze, Campingplätze und ähnliche Bereiche
  • Teil 710: Medizinisch genutzte Bereiche
  • Teil 711: Ausstellungen, Shows und Stände
  • Teil 712: Solar-Photovoltaik-(PV-)Stromversorgungssysteme
  • Teil 714: Beleuchtungsanlagen im Freien
  • Teil 715: Kleinspannungsbeleuchtungsanlagen
  • Teil 717: Ortsveränderliche oder transportable Baueinheiten
  • Teil 718: Bauliche Anlagen für Menschenansammlungen
  • Teil 721: Elektrische Anlagen von Caravans und Motorcaravans
  • Teil 722: Stromversorgung von Elektrofahrzeugen
  • Teil 723: Unterrichtsräume mit Experimentierständen
  • Teil 724: Elektrische Anlagen in Möbeln und ähnlichen Einrichtungsgegenständen, z.B. Dekorationsverkleidung, Gardinenleisten
  • Teil 729: Bedienungsgänge und Wartungsgänge
  • Teil 731: Elektrische Betriebsstätten und abgeschlossene elektrische Betriebsstätten
  • Teil 732: Hausanschlüsse in öffentlichen Kabelnetzen
  • Teil 736: Niederspannungsstromkreise in Hochspannungsschaltfeldern
  • Teil 737: Feuchte und nasse Bereiche und Anlagen im Freien
  • Teil 739: Zusätzlicher Schutz bei direktem Berühren in Wohnungen mit I∆n ≤ 30 mA in TN- und T-Netzen
  • Teil 740: Vorrübergehend errichtete elektrische Anlagen für Aufbauten, Vergnügungseinrichtungen und Buden auf Kirmesplätzen, Vergnügungsparks und für Zirkusse
  • Teil 753: Heizleitungen und umschlossene Heizsysteme (Fußboden- und Decken-Flächenheizungen)
  • Teil 801: Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 8-1: Energieeffizienz

Diese Normen werden wie weiter oben bereits erwähnt vom VDE-Verlag ständig angepasst. Eine Aktualität der Tabelle kann daher nicht gewährleistet werden. Nicht aufgeführt sind die diversen Beiblätter zu der Normenreihe, die Praxishilfen bereitstellen und die Anforderungen in den Normen erläutern.

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Verbindlichkeit der Normen

VDE-Normen stehen in Deutschland rechtlich unterhalb von Gesetzen, Verordnungen und Unfallverhütungsvorschriften. Ihre Anwendung soll grundlegende Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen erfüllen.

Der Verband Deutscher Elektrotechniker, wofür VDE ausgeschrieben steht, trägt die Deutsche Elektrotechnische Kommission, die wiederum ein Organ des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN) ist. Sowohl DIN als auch VDE legen Normen für die Elektrotechnik fest. Nimmt die jeweilige VDE-Norm den Rang einer DIN-Norm ein, trägt Sie den Namen „DIN-VDE“, wie das bei den oben aufgeführten Gruppen der Fall ist.

Diese Normen sind dabei jedoch nicht verpflichtend, da sie keine Rechtsnormen sind, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter, wie der Bundesgerichtshof festgestellt hat (BGH, Az.: VII ZR 184/97). Der Gesetzgeber kann ihre Einhaltung jedoch vorschreiben oder sie können zwischen zwei Parteien vertraglich festgeschrieben werden. Im konkreten Fall wird im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) Bezug auf die DIN-VDE-Normen genommen, wodurch sie einen quasi rechtsverbindlichen Status erlangen – sie gelten als allgemein anerkannte Regeln der Technik.

DIN-0100

Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung

Somit dienen sie als rechtliche Grundlage und können Elektriker im Schadensfall vor strafrechtlicher Verfolgung schützen. Sofern für gleichwertige Sicherheit gesorgt wird, kann jedoch von den Bestimmungen abgewichen werden.

Streitfall DIN-VDE 0100-420

In der DIN VDE 0100-420, konkret im „Teil 4-42: Schutzmaßnahmen – Schutz gegen thermische Auswirkungen“, die sich mit Brandprävention befasst, werden seit Ende 2017 Brandschutzschalter empfohlen. Kommt es zu gefährlichen Lichtbögen, sollen AFDD-Geräte (Arc Fault Detection Device) das System automatisch abschalten, um Brände zu vermeiden.

Da jedoch der Nachweis fehlt, dass Fehlerlichtbögen in Verbindung mit brennbaren Baustoffen wie Holz ein erhöhtes Brandrisiko darstellen, kommt Kritik aus der Baubranche an der Vorgabe. Die Elektrobranche hingegen, die auch für den Einbau der Brandschutzschalter zuständig ist, sieht diese als sinnvolle Brandschutzmaßnahme. Die Anwendung der Norm ist momentan freiwillig und nicht rechtsverbindlich, was sich jedoch jederzeit ändern kann. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wendet die DIN-VDE-Normen an, da sie allgemein anerkannte Regeln der Technik darstellen. Elektroinstallateure in Ihrer Nähe beraten Sie aber gerne zu diesem Themenkomplex.

VDE 0100: Am besten den Rat von Profis einholen

Angesichts der komplexen Sachlage sollten Sie bei allen Fragen rund ums Thema Elektroinstallation einen Fachmann zurate ziehen. Er kann die unterschiedlichen Normen und deren Anwendung genau einschätzen und Sie diesbezüglich beraten. Entsprechende Fachleute in Ihrer Nähe finden Sie bequem in unserem Portal.

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